Wissenswertes über Ziegenhaar

Vorbemerkung

Wie auch die Wolle zählt das glatte Ziegenhaar zu den ältesten und bewährtesten Spinnstoffen der Welt, zu den sog. Haargarnen. Tatsächlich sind dabei die längeren Haare weniger anfällig für Verfilzungen oder Schädlingsbefall als die feinere Ziegenwolle.

Bodenbeläge aus dem verarbeiteten eher groben Ziegenhaar sind außerdem äußerst strapazierfähig. Sie weisen dabei sehr gute Schallschluck- und Dämmeigenschaften auf. Ähnlich wie die Schafwolle verfügt die Ziegenhaarfaser wegen ihrer eigenen Fettschicht über Staub bindende und Schmutz abweisende Eigenschaften. Der schuppenförmige Aufbau wirkt feuchtigkeitsregulierend (hygroskopisch), die Faser nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. So werden Luftfeuchtigkeit und Raumklima sehr positiv beeinflusst.

Eigenschaften von Ziegenhaar:

• Warme Ausstrahlung

• Schmutzabweisend durch Eigenfett

• Werterhalt durch leichte Reinigung

• Trittschalldämmend

• Strapazierfähig und langlebig

• Bindet Feinstaub

Ziegenhaar besitzt elektrostatische Eigenschaften, so dass es den Staub förmlich anzieht und an sich bindet.

Zauberfaser Ziegenhaar

Als ich vor ziemlich genau vierzig Jahren zum erstmals für eine Blindenwerkstätte arbeitete, lernte ich das Ziegenhaar kennen. Damals wurde mir gesagt, man würde es allgemein als Chinesisches Ziegenhaar bezeichnen. Nun, das war einerseits richtig, weil das Ziegenhaar, das für die Herstellung von Besen und Bürsten verwendet wurde, zumindest damals, überwiegend aus China kam. Aber, wie Sie gleich lesen werden, gilt diese Aussage nicht für alle Produkte, für die Ziegenhaar verwendet wird.

Ziegenhaar zählt zu den ältesten natürlichen Spinnstoffen der Welt, dem Haargarn. Ziegenhaar wird überwiegend in China, Griechenland, Indien, Argentinien, der Mongolei und dem Iran gewonnen. Man unterscheidet man zwischen den Schur- und Gerberhaaren von den gewöhnlichen Ziegen, die als grobes Tierhaar bezeichnet werden und den feineren Haaren der Angoraziege (Mohair) und der Kaschmirziege (Kaschmir):

Die Angoraziege (Foto links) zählt zu den Wollziegenrassen und hat rein weißes, langes, seidiges und lockig herabhängendes, aber nicht gekräuseltes Haar. Bei zweimaliger Schur liegt der mittlere jährliche Wollertrag der Angoraziege bei ca. 2,5 kg. Er wird als Mohair für die Herstellung von Teppichen, Decken und Stoffen verwendet.

Ebenfalls zu den Wollziegen zählt die Kaschmirziege (Foto rechts Kaschmirziegenbock), von denen es über 20 Unterarten geben soll. Im Ursprungsgebiet des Himalaja und Pamir kommen diese Ziegen in den Farben grau, weiß, schwarz und braun vor. Auch in Europa werden die Ziegen gezüchtet, jedoch fast ausschließlich weiße Tiere, da sich die Wolle besser einfärben lässt.

Kaschmirziegen werden geschoren, ansonsten wird die lange, feine Unterwolle ausgerupft oder ausgekämmt. Jährlich können zwischen 150 und 200 Gramm Wolle je Tier gewonnen werden. Die Wolle der Kaschmirziegen ist deutlich feiner als die dünnste Schafwolle und gehört zu den feinsten Tierhaaren überhaupt, es ist ein sehr hochwertiges und edles Naturprodukt.

Die weiter oben schon erwähnten groben Ziegenhaare sind glatt, lang, fest und haben einen harschigen Griff. Die daraus hergestellten Teppichböden sind extrem strapazierfähig. Bei der Produktion von textilen Belägen die Ziegenhaare häufig auch mit Haaren anderer Tierarten bzw. auch mit Anteilen an unterschiedlichen Chemiefasern oder auch mit beidem vermengt.

Ähnlich wie alle Naturfasern weisen Bodenbeläge aus feinem und grobem Ziegenhaar ein sehr gutes Dämmverhalten, also gute Schallschluck- und Trittschalldämmwerte auf. Außerdem sind sie sehr strapazierfähig und langlebig. Ziegenhaare besitzen eine Eigenfettschicht, die schmutzabweisend wirkt. Aufgrund ihres schuppenförmigen Aufbaus ist das daraus gewonnene Garn hygroskopisch, d.h. es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie bei Raumtrockenheit wieder ab. Die Luftfeuchtigkeit eines Raumes und damit das Raumklima werden positiv beeinflusst. Farbabweichungen unterschiedlicher Partien sind wie bei allen Naturfasern möglich.

Gewinnung und Verarbeitung

Da die Ziegen in den zentralasiatischen Hochebenen Temperaturunterschieden von -40 °C bis zu + 30 °C ausgesetzt sind, haben sie im Laufe ihrer Entwicklung sowohl ein sehr robustes und strapazierfähiges Deckhaar als auch eine außerordentlich feine Unterwolle mit einer den Schmutz abweisenden Eigenfettschicht und einer feuchtigkeitsregulierende Struktur ausgebildet.

So haben die Menschen schon vor sehr vielen Generationen erkannt, dass das Ziegenhaar als Bodenbelag so geeignet ist und das für ihre Unterkünfte auch sehr effizient genutzt.

Ziegenhaarböden sind geradezu als Musterbeispiele an Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit bekannt. Das hierfür verwendete Haar der mongolischen Kaschmirziege ist hierfür sehr geeignet. Die hieraus produzierten Teppichböden halten den Feuchtegehalt der Luft auf einem Wert zwischen 50 % und 65 %. Dabei bindet die dachziegelartige Schuppenstruktur den Feinstaub und bewirkt brillant leuchtende Farbtöne.

Aus dem Haar eines Tieres kann etwa ein Quadratmeter Teppichboden gewonnen werden. Um an das wertvolle Deckhaar zu gelangen, werden Ziegen, im Gegensatz zu Schafen, nicht geschoren. Damit sie den extremen Temperaturschwankungen auch nach dem Verlust des Deckhaars wiederstehen können, wird ihr Haar im Frühjahr lediglich geschnitten. Für die Teppichbodenproduktion werden übrigens keine Ziegen geschlachtet!

Ziegenhaar – ideal zum Staubbinden im Einsatz bei Bürsten und Besen

Das sehr weiche und feine Ziegenhaar, welches bei uns in der Bürsten- und Besenherstellung verwendet wird, stammt von der chinesischen Langhaarziege aus Bergregionen des Himalaya und der Mongolei.

Die feine Struktur dieses Haares ermöglicht eine große Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Weil es auch feinsten Staub sehr, sehr gut bindet, gibt es kaum ein besseres Material um Schränke, Regale, weitere Möbel, Lampen, Wand- und Deckenverzierungen abzustauben.

Übrigens findet Ziegenhaar auch im Köperpflegebereich, beispielsweise als Schmink- oder Puderpinsel, bei Babyhaarbürsten sowie im therapeutischen Bereich eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.

Geschichtlicher Hintergrund:

Im Alten Testament spielt Ziegenhaar eine gewisse Rolle in Form des sogenannten Sacktuchs (lat. cilicium, hebräisch: ßaq), das man für Getreidesäcke oder Zeltbahnen, aber auch als Gewandgewebe verwendete. Sacktuch wurde aus grobem, dunklem Ziegenhaar gewebt (Off 6:12; Jes 50:3); es war die traditionelle Trauerkleidung oder drückte Reue des Trägers aus (Büssergewand). Könige trugen es auch in schweren Krisenzeiten oder nachdem sie unheilvolle Botschaften erhalten hatten (2Kö 19:1; Jes 15:3; Jes 22:12).

Zusammensetzung:

Ziegenhaare bestehen aus Keratin.

Aussehen:

Die raue Oberfläche steht dem Glanz der einzelnen Haare gegenüber, der das Aussehen von Garn oder Gewebe aus Ziegenhaar prägt.

Farbe:

mehrfarbig, Brauntöne, Grautöne, Rottöne, Schwarztöne, Weisstöne

Die Farbigkeit von Ziegenhaar ist breit gefächert. Es kann weiss oder schwarz sein sowie etliche Brauntöne aufweisen, die bis ins Rötliche changieren. Bereits das Fell einer Ziege kann bis zu vier verschiedene Farben aufweisen, weshalb Garne aus Ziegenhaar selten einfarbig, sondern häufig mehrfarbig sind.

Geruch von Ziegenhaar:

Ziegenhaar riecht würzig, Ziegenhaare verströmen einen angenehmen, natürlichen Geruch.

Pflege:

Staubiges Ziegenhaar lässt sich mit einem Metallkamm auskämmen und in lauwarmer Seifenlauge auswaschen. Anschließend sollte es in einem Handtuch ausgedrückt und hängend an der frischen Luft oder bei Zimmertemperatur (nicht auf der Heizung!) kopfüber getrocknet werden.

Aufbewahrung:

Wie alle keratinhaltigen Fasern sind Ziegenhaare anfällig für Motten- und Käferlarvenfrass. Gewebe und Objekte aus Ziegenhaar sind daher gut belüftet und kühl, aber aufgrund der Farbveränderungen, die durch UV-Licht auftreten können, auch dunkel zu lagern.

Günter "Conny" Ruks